Ein Tag bei Pfötchenzeit

Was heißt das genau? 

Das heißt, dass unser Wecker werktags morgens, je nach Auslastung der Pension, zwischen 5-6Uhr klingelt. Dann springen wir in unsere Klamotten, besuchen fix das Bad und beginnen unsere Urlauber zu füttern. Jeden einzeln, damit wir beobachten können ob und wieviel gefressen wird und besonders, damit unter den Hunden nicht getauscht/geklaut wird oder es Auseinandersetzungen gibt.

Die Hundehäuser (8 insgesamt) werden dabei nach und nach schon geöffnet, damit die Hunde sich auf ihrer eigenen Terrasse schon einmal lösen können. 

Ab 7 bis 9Uhr ist Hundeannahme der Tageshunde und mancher Pensionsgäste. Da entscheiden wir in Sekundenbruchteilen, ob der Hund auf die große Wiese in die Gruppe passt, ob er heute schlechte Laune hat oder kränklich scheint, läufig ist oder anderes und erst einmal ins Haus kommt, auf die kleine Wiese oder allgemein in eine andere Gruppe. Wenn ins Haus, dann fix entscheiden, in welches Haus er passt. Manche Hunde buddeln sehr gerne, also muss es ein Haus mit gepflasterter Terrasse sein.

Läufige Hündin? Dann natürlich nur zu Mädels dazu, die damit umgehen können, das kann auch nicht jede.
Unverträglicher Typ? Dann natürlich einzeln und überlegen, wo es keinen Stress mit dem Nachbarhaus gibt.

Hat sich ein neuer Hund angemeldet, so haben wir im Vorfeld bereits den Charakter besprochen und gemeinsam überlegt, welcher Tag am besten für die Eingliederung passen könnte, da es jeden Tag andere HuTa (HundeTagesstätte) Gäste gibt. Sehe wir den Hund dann live vor uns, entscheiden wir, ob wir es erst einmal ruhig angehen lassen und der Neuling von der zweiten Wiese aus sich die Truppe anschauen kann und durch den Zaun bereits Kontakt aufnehmen kann, oder ob er ein offener Typ ist, dann gehen wir zusammen auf die große Wiese in die Gruppe, in den meisten Fällen noch mit einer Schleppleine dazu, denn die Hunde kennen uns noch nicht, die Wiese ist groß, ein Einfangen also unmöglich und würde zu viel Stress bedeuten.

Manche Hunde finden uns Menschen auch noch gruselig, so brauchen wir dem Hund keinen Stress aussetzen beim raus nehmen oder uns beide in Gefahr bringen, wenn aus Angst zugeschnappt wird, so können wir einfach das Ende der Leine ruhig aufnehmen und den Hund raus führen. Wenn der Hund nun das erste mal in die Gruppe kommt, stehen wir dabei, um erst einmal noch Halt zu geben und die Gruppe auf Distanz, sodass Einzeln geschaut werden kann, wer da neu hinzugekommen ist und alles ruhig von Statten geht. 

Ist das Eis gebrochen und die Gruppe harmonisch, ist es prima, ist alles noch ein bisschen unheimlich und passt noch so gar nicht, gehen wir einen Schritt zurück und auf die zweite Wiese und versuchen es später erneut oder schauen, mit welchem Hund der Kontakt durch den Zaun sehr harmonisch ist und lassen diesen dann dazu auf die zweite Wiese. Oftmals ist es dann mit einem Kumpel dabei schon viel einfacher in die große Gruppe zu starten. Natürlich ist hier jeder Hund ein Individuum.

Manchmal benötigt es auch viel viel mehr Anläufe, bis das so klappt, manchmal klappt es auch gar nicht und der Hund bleibt dann eher ein ‚zweite Wiese-Typ‘. Gar nicht dramatisch!

Ab 9Uhr (je nach Eingliederung) und Ende der Tageshundannahme (im besten Fall, Ausnahmen bestätigen die Regel) sind die Urlauber mit der Fütterung so langsam verdaut, sodass sie in die passende Gruppe auf die Wiese/n dazu können. Dann beginnen wir mit dem Reinigen der Zimmer/Häuser. Dies umfasst das Betten aufschütteln, Decken ggf. waschen oder ersetzen, falls diese über Nacht explodiert sind, Näpfe einsammeln und am Ende spülen, Zimmer/Haus reinigen.

Wir haben übrigens 5 Zimmer und 8 Häuser. Je nach Wetter und der Anzahl der Urlauber benötigt das ca. 3-5 Stunden. In der Zwischenzeit werden die Tagesgäste noch zu Mittag gefüttert.

Ist dies fertig, so geht der ein oder andere HuTa-Gast bereits nach Hause. Wenn uns den Tag über etwas aufgefallen ist, so besprechen wir das bei der Übergabe. War der Hund heute auffallend schlecht gelaunt, humpelte bei Bewegungen oder was heute total gut gelaunt, hat neue Freunde gefunden? All dies wird mitgeteilt, klappt natürlich nur, wenn wir den Hund bereits ein paar Tage länger kennen. Manchmal erkennen wir mehr, als der Hund Zuhause Preis geben will. Da ist es einfach die Erfahrung im Alltag. Manchen Hunden können wir dazu noch eine Physiotherapie anbieten, die zu uns ins Haus kommt. Manchmal reicht schon eine Behandlung, wenn der Wirbel im Rücken verrutscht ist, oder eine Verspannung vorlag, die gelockert wird. Die Unterschiede danach sind oft gewaltig. Mit unseren Neulingen besprechen wir, wenn es zeitlich bei Abholung passt, den Tag bei uns genau, wie ist es gelaufen, was hat gut geklappt, was vielleicht noch nicht so gut, hat der Hund überhaupt Lust auf uns oder findet es gänzlich blöd, oder haben wir mit mehreren Integrationstagen noch eine Chance? Hier sind den Möglichkeiten keine Grenzen gesetzt ͧͨͩͪ In den allermeisten Fällen läuft der erste Tag aber soweit gut ab, nur sehr sehr selten müssen wir den ersten Tag abbrechen, auch dann müssen wir überlegen, woran es gelegen haben könnte, ob der Tag doch nicht richtig war, oder ob schlussendlich ein Kollege, mit dem wir zusammen arbeiten, dann doch die bessere Wahl ist. Jede HuTa hat ein anderes Konzept und manchmal passt unseres nicht zum Hund. Das ist gar kein Drama, muss man nur offen kommunizieren. So sind viele Hunde hier glücklich, die es woanders nicht waren, oder aber natürlich auch umgekehrt, die beim Kollegen happy sind, denen es hier nicht gefallen hat. Geht uns mit manchen Hotels ja genauso. Oder Kinofilmen, oder oder oder. Wir behalten keine Hunde (außer zwingende Notfälle) hier, die es hier gänzlich blöd finden…. Zwischendrin schauen wir immer wieder durch die Gruppe, welche Hunde eine Pause benötigen, weil sie sich selbst keine nehmen und tauschen dann mit Pensionsgästen oder anderen aus der Pause durch.

Ab ca. 14 bis 17/18Uhr sind unsere HuTa-Gäste ausgecheckt, ist ein Zimmer tagsüber besonders dreckig geworden, wird es nochmal geschrubbt.

Nachdem alle HuTa Gäste ausgecheckt haben, gehen unsere Urlauber in ihre Häuser/Zimmer und werden zu Abend gefüttert, gleiches Prinzip wie morgens. Haben wir einen oder mehrere Einzelkandidaten bei uns, so kommen diese noch einmal getrennt und allein auf die große Wiese. Wenn der Hund mag, hat er noch eine Party mit mir: spielen, kuscheln, laufen. Danach machen wir die Häuser (je nach Wetter zu), sodass die Hunde keinen Ausgang mehr auf ihre Terrasse haben, besonders bei Kälte oder Regen, im Sommer kann das Haus auch offen bleiben.

Je nach Auslastung der Pension wird es nun langsam gegen 20Uhr. Übrigens beherbergen wir werktags um die 30 Hunde.
In den Sommerferien etwas mehr. Am Wochenende etwas weniger, je nach Saison.

Noch gar nicht mit dabei sind dann folgende, teilweise saisonbedingte, Arbeiten: Rasen mähen im Sommer ca. 2x wöchentlich bei trockenem Wetter, Laub fegen, mehrmals wöchentlich den Zaun nach Schwachstellen kontrollieren, ggf. instand setzen, Wiesen von Kackis befreien, Fenster des Hauses und Hundehaus putzen, Sträucher und Bäume zurecht schneiden sowie nach toten Ästen kontrollieren und am besten beseitigen (lassen), gebuddelte Löcher auf der Wiese wieder auffüllen, Katzenbetreuung beim Kunden vor Ort, Gassi-Service, Medikamentengaben oral als auch subkutan, Notfallhunde die abgeholt werden müssen (teilweise bis zu 60km entfernt), mit Hochdruckreiniger Gehwege/Häuser/Hundeterrassen reinigen, Telefonate, Buchhaltung, WhatsApp, die gern angefragten Bilder/Videos und natürlich am wichtigsten: die individuellen, persönlichen Momente mit jedem einzelnen Hund! Wahrscheinlich fehlt hier auch noch ganz viel, was uns adhoc nicht einfällt.

Besonders der Bilder, WhatsApp, Social Media, Email und Telefonteil bleiben hin und wieder auf der Strecke, weil es dann wirklich nicht mehr in den Tag gepasst hat, besonders wenn Notfälle dazwischen gekommen sind, Integrationen von Neulingen geplant waren oder gerade Saison ist (Ferien/Feiertage). Zum aktuellen Stand (2023) haben wir für Integrationstage zum kennenlernen ca. 3-4Monate Vorlaufzeit.

Ihr merkt schon: Zeit zum Essen, Duschen, Kaffee oder für uns selbst ist eher schwierig bis manchmal nicht umsetzbar. Es gibt Tage, da schaffen wir es nicht einmal zu essen. Deswegen haben wir besonders an Sonn-/Feiertagen Ruhetag, damit man vielleicht doch einmal ein frisches Brötchen vom Bäcker genießen kann (wenn keine Katzenbetreuung oder Notfälle vorliegen). Besonders bei Urlauberhunden sollte mindestens 3 Monate vorher mit der Integration begonnen werden.

Im besten Falle klappt alles reibungslos bereits beim ersten Tag, nur was ist, wenn nicht? Dann haben wir noch genug Zeit bis zum Stichtag für einen angenehmen Urlaub. Nur in seltenen Fällen können wir Neulinge spontan aufnehmen, wobei wir gerade im Notfall immer versuchen zu helfen.


So sieht also ein fast normaler Tag bei uns aus. Abweichungen gibt es natürlich immer, besonders dann, wenn das Wetter schlecht ist oder es Sturmwarnungen gibt, dann bleiben die Hunde besser erstmal im Haus und wir nutzen die trockenen Phasen, was natürlich heißt, dass das große Putzen auf abends verlegt wird. Kein Tag ähnelt exakt einem anderen, das geht gar nicht, dennoch versuchen wir die Routinen recht ähnlich zu lassen.

Wie ihr nun gelesen habt: ein absoluter RundUmDieUhr-Job und besonders am wenigsten stundenlanges Hundekuscheln, was die meisten sicher bisher gedacht haben